Das Schreiblabor
Das Schreiblabor ist folgendermaßen strukturiert: Durch regelmäßige Treffen, gemeinsame Lektüren und redaktionelle Überarbeitungen erstellen die Teilnehmer autobiographische Texte, in denen sie ihre Vergangenheit und Entscheidungen reflektieren und Zukunftsperspektiven entwickeln. Das Schreiben wird so zu einem Instrument der Verwandlung und des Widerstands, das zur Überwindung der Isolation beiträgt und den Häftlingen eine Ausdrucksmöglichkeit bietet.
Die Arbeit im Schreiblabor führt zu Prosatexten, die Themen wie das Leben in der Kriminalität, die Gründe der Gewalt und den Alltag in Haft behandeln. Während des Studienjahres werden die Schriften zudem in einem für Studierende der Universität Roma Tre geöffneten Seminar diskutiert, um eine direkte Auseinandersetzung zwischen Gefängnis und Außenwelt anzuregen. Dieses wird auch im kommenden Jahr zwischen März und Juni 2026 von Herrn Cavalli wieder angeboten.
Internationale Kooperation
Parallel dazu öffnet sich Mafia/Metamorfosi dank der Zusammenarbeit mit Martina Nappi einer internationalen Kooperation, die Ende Juni ein Cotutelle-Promotionsprojekt zwischen der Universität Bonn und La Sapienza Rom mit einer Dissertation über Gefängnistheater in Italien und in Deutschland abgeschlossen hat. In Zusammenarbeit mit Caterina Cerutti (Lektorin des Italienischen Ministeriums – MAECI) wird das Projekt in einige Sprach- und Übersetzungskurse am Institut für Klassische und Romanische Philologie der Universität Bonn integriert, wo Nappi und Cerutti zurzeit arbeiten.
Kooperation mit dem Gefangenentheater Freiblick
Ab September 2025 ist die Eröffnung eines Schreiblabors auch in einer deutschen Justizvollzugsanstalt geplant. Dies wird dank der Kooperation mit dem Gefangenentheater FreiBlick umgesetzt. FreiBlick realisiert deutschlandweit Theaterprojekte im Strafvollzug. Die Aktivitäten werden von den Theaterkünstlerinnen Katrin Schneckenburger und Sylvia Seminara koordiniert. FreiBlick kombiniert oft kreative Schreib-Workshops mit theaterpädagogischen Methoden und professionellen Schauspieltechniken, sodass entstandene Texte anschließend performativ für die Bühne integriert und genutzt werden.
Die deutschen Inhaftierten werden in diesem Rahmen ebenfalls autobiographische Texte verfassen, die im Rahmen desselben Übersetzungskurses der Universität Bonn ins Italienische übertragen und anschließend den Teilnehmern des Labors in Rebibbia zugesendet werden, wodurch ein interkultureller Briefaustausch zwischen Gefängnissen entstehen soll.
Die Grundidee ist einfach, aber radikal: das Wort in den Mittelpunkt stellen. Dabei handelt es sich nicht um das juristische oder mediale Wort, sondern um das persönliche, autobiographische. Das Ziel ist es also, die Komplexität von Lebensgeschichten sichtbar zu machen, die im öffentlichen Diskurs oft vereinfacht oder marginalisiert dargestellt werden.