KULTURTHEORIEKULTURKRITIK
KRITISCHEKULTURTHEORIE
KOMMENTIERTEBIBLIOGRAPHIE
Meier-Seethaler, Carola. 1989. Ursprünge und Befreiungen: Eine dissidente Kulturtheorie. Zürich: Arche Verlag.

Stichwörter: Gender, Patriarchat, Matrizentrismus, Psychoanalyse, Rollen-Stereotypen, Emanzipation, Kulturtheorie

Abstract: Taschenbuch ist erschienen mit dem Untertitel: "Die sexistischen Wurzeln der Kultur".Archäologische und ethnologische Untersuchungen förderten immer mehr Wissen über Lebensformen zutage, die entscheidend von Frauen geprägt waren - von Frauen, die nicht nur als Mütter, sondern geistig und organisatorisch im Zentrum kultischer und sozialer Zusammenhänge standen. Nach jahrelanger Beschäftigung mit kulturhistorischen, ethnologischen und sozialpsychologischen Studien wagt die Autorin den eigenwilligen Entwurf einer neuen Kulturtheorie: Die menschliche Kultur hat, so ihre These, ihren Ursprung in matrizentrischen Kulturen, in denen die Autorität von Frauen nicht auf Herrschaft, sondern auf deren magisch-religiöser Aura beruhte.Das Patriarchat hat seinen Ursprung in der Rebellion der Männer gegen ihre anfängliche Zweitrangigkeit. Herrschaft, Krieg und Ausbeutung sind keine Grundbegebenheiten des menschlichen Lebens, sondern die Folgen männlicher Überreaktion und Kompensation. Befreiungen zur Partnerschaft nennt die Autorin die individuellen, politischen und kulturellen Konsequenzen einer Patriarchatskritik, deren Ziele sehr konkret und aktuell sind. (Verlagstext)

Kommentar: Meier-Seethaler erweitert die - aus ihrer Sicht - einseitig männlich und europäische Ausrichtung der Psychoanalyse um feministische und ethno-psychoanalytische Perspektiven. Hier beschreibt sie die Notwendigkeit der beiderseitigen Emanzipation, also sowohl des Mannes als auch der Frau - und liefert dabei nebenbei eine kleine (psychoanalytisch geprägte) Geschichte der Kulturtheorien. Sie charakterisiert Ansätze, die beim etablierten Patriarchat einsetzen, als zu kurz greifend und als zu spät ansetzend, da sie die (matrizentrische) Frühgeschichte außer Acht lassen. (M.M.)