KULTURTHEORIEKULTURKRITIK
KRITISCHEKULTURTHEORIE
KOMMENTIERTEBIBLIOGRAPHIE
Hetzel, Andreas. 2001. Zwischen Poiesis und Praxis. Elemente einer kritischen Theorie der Kultur. Würzburg: Königshausen & Neumann.

Stichwörter: Kulturbegriff, Grenzen der Kultur, kultureller Raum, kulturelle Zeit, Kultur als Metapher, Performativ und Affirmative Praxis, Handlungstheorie, C. Geertz, M. Foucault, P. Bourdieu, G. Simmel, W. Benjamin, M. Horkheimer, T.W. Adorno, C. Castoriadis, J. Baudrillard

Abstract: Vor dem Hintergrund des cultural turn fragt die Arbeit nach dem Verständnis von "Kultur", das die gegenwärtigen Kulturwissenschaften leitet. Der Autor kritisiert eine objektivistische und identitätslogische Ausrichtung der aktuellen Kulturtheorien. Statt Kultur weiterhin als musealen Traditionsbestand, Text, Archiv, symbolische Form oder Summe kultureller Güter zu konzipieren und sie somit letztlich zu naturalisieren, plädiert er für eine Lesart von Kultur als individueller, zwischen Poiesis und Praxis schwebender Tätigkeit, die Sinnhorizonte kritisch transformiert. Historisch knüpft er dabei an das Kulturdenken der deutschen Idealisten, Georg Simmels, Walter Benjamins, Theodor W. Adornos und Jacques Derridas an. In systematischer Hinsicht expliziert er den spezifischen Charakter kultureller Praxis über die Figuren einer selbstbezüglichen Negativität (Metapher), einer vorbildlosen Produktivität (Performativ) und eines zulassenden bzw. medialen Tuns (Affirmativ). Man kann die Überlegungen des Autors auch unter der Leitfrage zusammenfassen: Wie ist Kultur heute möglich? (Verlagstext)

Kommentar: Hetzel geht der Frage nach, was in einer Zeit in der alles (zumindest potenziell) zur Kultur geworden ist, dann eigentlich noch genuin kulturell ist. Die Entdifferenzierung des Kulturbegriffs läßt sich genau dann auflösen, wenn man kulturelle Differenz in die Kultur selbst einbringt, d.h. Kultur muss eine Differenz zu sich aus sich selbst heraus erzeugen. Kultur fällt dann zusammen mit der Kritik ihrer selbst. Ob, wann und was Kultur ist, kann nicht von außen oder vorab bestimmt werden, sondern muss sich immer wieder gleichsam von innen, aus jedem kulturellen Phänomen selbst heraus zeigen.Nicht über die Frage, was sie ist, lässt sich Kultur erschließen, sondern nur darüber, was sie tut. (M.M.)